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Sprechstunde Episode 2

Faktencheck Vergabeverfahren Markus Riester (Projektleiter Neubau) im Interview

Viele Bürgerinnen & Bürger befürchten, dass der Zeitplan für den Bau des Zentralklinikums nicht eingehalten werden kann - stimmt das?

Nein, das stimmt so natürlich nicht. Der Zeitplan ist ambitioniert, aber realistisch – und wir arbeiten tagtäglich mit Hochdruck daran, ihn einzuhalten. Grundlage ist ein Rahmenterminplan der in einen detailleirten Planungsterminplan mit über 1.000 Vorgängen überführt wurde. Dieser wurde sorgfältig geplant und mit mehreren erfahrenen Projektplanern geprüft und verifiziert.

Zudem können wir auf konkrete Erfahrungswerte zurückgreifen. Ich selbst war verantwortlich für den Neubau des Hauses M am Städtischen Klinikum Karlsruhe – ein vergleichbares Projekt, das wir dort in viereinhalb Jahren erfolgreich umgesetzt haben.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist unsere enge, unkomplizierte Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: Die Abstimmungsprozesse sind klar strukturiert, die Dienstwege kurz. Das ermöglicht schnelle Entscheidungen und verhindert unnötige Verzögerungen.

Die bisherigen Projketphasen sind im Zeitplan durgeführt worden. Die Leistungsphasen 1-3 wurden in 2 ½ Jahren abgeschlossen. Bei vergleichbaren Projekten werden hierfür teilweise 4-5 Jahre benötigt. 

Wie stellen Sie sicher, dass das Zentralklinikum im vorgesehenen Budgetrahmen bleibt?

Die Einhaltung des Budgets hängt ganz wesentlich vom Bauablauf und Terminplan ab – denn Verzögerungen führen fast immer zu Mehrkosten. Wir arbeiten konsequent daran, einen effizienten und abgestimmten Bauprozess sicherzustellen – weil genau das die Basis für Kosten- und Terminsicherheit ist.

Ein wichtiger Baustein dafür ist unser Vergabekonzept: Wir vergeben die Bauleistungen gezielt in Einzelvergaben. So behalten wir die Kontrolle über die jeweiligen Gewerke, können frühzeitig gegensteuern und haben eine deutlich bessere Übersicht über die tatsächlichen Kosten.

Außerdem setzen wir auf Standardisierung und klare, einfache Ausführungsdetails. Das reduziert nicht nur Planungs- und Abstimmungsaufwand, sondern beschleunigt auch die Ausführung auf der Baustelle. So schaffen wir Effizienz – und das spart am Ende Zeit und Geld.

Wie gehen Sie mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten um – etwa bei Lieferketten, Genehmigungsverfahren oder Personalmangel auf der Baustelle?

Solche Herausforderungen gehören bei einem Großprojekt wie dem Zentralklinikum fast zwangsläufig dazu – entscheidend ist, wie man damit umgeht. Wir haben vorausschauend geplant: Durch kleinteilige Ausschreibungen können wir gezielter und flexibler auf Komplikationen reagieren, etwa wenn einzelne Firmen ausfallen oder sich Lieferungen verzögern.

Außerdem sind wir eng in sämtliche Planungs- und Abstimmungsprozesse eingebunden und wissen daher sehr genau, was auf der Baustelle passiert. Unser Ziel ist es, das Baubüro so bald wie möglich direkt auf die Baustelle zu verlegen – denn vor Ort können wir schneller Entscheidungen treffen, direkt ansprechbar sein und den Bauverlauf engmaschig begleiten.

Zusätzlich ermöglichen uns die klar strukturierten Verträge und detaillierten Leistungsverzeichnisse einen kontinuierlichen Soll-Ist-Vergleich. So haben wir jederzeit im Blick, ob einzelne Bauphasen im Plan liegen – und können frühzeitig eingreifen, bevor Verzögerungen entstehen.

Was sind konkret die größten Herausforderungen, denen Sie als Bauleiter aktuell gegenüberstehen?

Eine der größten Herausforderungen ist die Tatsache, dass sich das Krankenhauswesen ständig im Wandel befindet – medizinische Anforderungen, technische Standards und nicht zuletzt die aktuelle politische Reform beeinflussen laufend die Rahmenbedingungen. Für uns bedeutet das, dass wir die Planung immer wieder anpassen müssen.

Das ist mitten im Bauprozess natürlich nicht ideal, denn jede nachträgliche Änderung bringt potenziell Verzögerungen oder Mehraufwand mit sich. Unsere Aufgabe ist es daher, die Pläne von Anfang an möglichst flexibel zu gestalten – ohne dabei die Gesamtstruktur des Projekts aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Diese Balance zwischen Planungssicherheit und notwendiger Anpassungsfähigkeit ist eine anspruchsvolle, aber zentrale Aufgabe in der Bauleitung eines modernen Klinikums.

Zum Schluss: Was möchten Sie den Menschen hier vor Ort sagen, die dem Projekt noch immer skeptisch gegenüberstehen? 

Ich verstehe, dass dieses Jahrhundertprojekt im Zollernalbkreis kritische Fragen aufwirft – das ist völlig legitim. Aber gerade jetzt haben wir eine einmalige Chance: Es stehen verschiedene Fördertöpfe bereit, und wir sind in einer sehr guten Ausgangsposition, weil wir im Planungs- und Genehmigungsprozess weiter sind als viele andere Klinikprojekte.

Ein "Weiter so" mit zwei veralteten Standorten wäre langfristig weder baulich noch personell tragfähig. Das Zentralklinikum ist die Chance, moderne Medizin, effiziente Strukturen und attraktive Arbeitsbedingungen unter einem Dach zu vereinen.

Hinzu kommt: Die aktuelle Baukonjunktur ist verhalten – das bedeutet für uns, dass die Ausschreibungen voraussichtlich zu wirtschaftlich günstigen Konditionen vergeben werden können. Auch das ist ein Vorteil, den wir jetzt nutzen sollten.

Und ganz ehrlich – in Anlehnung an einen bekannten Baumeister: „Jo, wir schaffen das!“